Im Handwerk fällt deutlich mehr Papierkram an, als viele denken. Anfragen beantworten, Angebote schreiben, Rechnungen verwalten – das alles verlangt Zeit. Studien und Umfragen zeigen: Bürokratie frisst einen spürbaren Teil deiner Arbeitszeit. So berichten 74 % der Handwerksbetriebe, dass der Bürokratieaufwand in den letzten Jahren gestiegen ist. 76 % nennen ständig neue Gesetze als Hauptbelastung und 54 % beklagen Dokumentationspflichten. Entsprechend verbringen viele Inhaber inzwischen mehr Zeit mit Büroarbeit als mit handwerklicher Tätigkeit. Ein aktuelles KfW-Mittelstandspanel kommt zu dem Ergebnis, dass deutsche Betriebe im Schnitt rund 32 Stunden pro Monat (etwa 7 % der Arbeitszeit) für bürokratische Aufgaben verwenden. Solo-Selbständige sind sogar mit rund 8,7 % ihrer Zeit mit Verwaltung beschäftigt.
Typische Büroaufgaben im Handwerksbetrieb
Im Alltag fallen viele verschiedene Aufgaben an. Typische Beispiele sind:
- Angebotserstellung und Kalkulation: Nach einem Kundengespräch kalkulierst du Material und Lohnzeiten, setzt Preise an und fasst alles in einem Angebot zusammen. Dafür brauchst du oft einige Zeit. Je nach Umfang können ein bis mehrere Stunden für ein Angebot fällig sein, wenn du es manuell erstellst. Mit guter Software geht das zwar flotter, aber alleine das Durchrechnen der Materialien und Leistungen schluckt Zeit.
- Rechnungen und Buchhaltung: Jede erbrachte Leistung muss dokumentiert und abgerechnet werden. Rechnungen zu schreiben, variiert aber sehr stark – ne nach Branche, (Stundenlohn, Material, Mehrwertsteuer) dauert etwa 10–120 Minuten pro Stück, je nach Aufwand und Sorgfalt. Zusätzlich gilt es, alle Belege zu sortieren – für die Einnahmen-Überschuss-Rechnung oder den Steuerberater. Selbst bei kleiner Buchhaltung summieren sich mehrere Stunden pro Monat. Eine Umfrage erinnert: Wer keine Erfahrung hat, verliert schnell viel Zeit und Nerven mit der Buchführung.
- Steuern und Behörden: Zum Büroalltag gehören auch Umsatzsteuer-Voranmeldungen, Steuererklärungen und Meldepflichten. Du musst Termine im Blick haben (z. B. 10. Tag nach Quartalsschluss) und Unterlagen ans Finanzamt schicken. Das geht über Elster/Online meist schneller, aber ebenfalls nicht von selbst. Unternehmen, die bereits digital mit Behörden kommunizieren, empfinden das oft als Erleichterung.
- Material- und Lagerverwaltung: Unabdingbar ist die Bestellung von Nachschub für Baustellen. Gewöhnlich checkst du einmal pro Woche deinen Lagerbestand und bestellst per Telefon oder per App (z. B. Großhändler-Apps) Fehlendes nach. Viele Anbieter bieten Apps an, in denen du per Barcode-Scan fehlendes Material schnell nachbestellst. Dadurch sparst du Katalogblättern und langes Suchen. Trotzdem kostet die Pflege des Materialsystems oft mindestens eine Stunde pro Woche.
- Kommunikation mit Kunden und Terminkoordination: Emails, Anrufe und WhatsApp-Nachrichten mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern müssen beantwortet werden. Ist ein Angebot zu klären oder ein Termin zu verschieben, fallen schnell weitere 30–60 Minuten pro Vorfall an. Termine per Telefon abzusprechen oder Auftragsänderungen schriftlich festzuhalten, knabbert am Feierabend. Auch Nachweise an Behörden (Lohnlisten, Gefährdungsbeurteilungen) gehören für einige Branchen dazu.
All diese Aufgaben summieren sich jeden Tag ein wenig – und oft gibt es Stauphasen: Am Monats- oder Quartalsende häufen sich etwa Buchhaltungs- und Steueraufgaben. Urlaub oder Krankheit können alles auf einmal nachholen lassen, wenn du z. B. viele Rechnungen versäumt oder Angebote liegen gelassen hast.
So viel Bürozeit musst du einplanen
Rein zahlenmäßig heißt das: Rechne mit mindestens 1–2 Tagen pro Woche für den Papierkram. Die KfW-Studie gibt hier einen Richtwert: Mittelständler verbringen im Schnitt etwa 32 Stunden/Monat mit Bürokratie, das sind ungefähr 8 Stunden pro Woche. Solo-Unternehmer liegen sogar über dem Durchschnitt (knapp 9 % der Zeit).
Ein einfaches Rechenbeispiel zeigt, wie schnell das zusammenkommt:
- 10 Angebote im Monat (je 1 Stunde) = 10 h
- 10 Rechnungen (je 15 Minuten) = 2,5 h
- Buchhaltung/EÜR (Sammeln und Buchen der Belege) ≈ 3 h
- Materialbestellung & Lagerpflege (wöchentlich, ca. 1 h/Woche) ≈ 4 h
- Kommunikation (Emails/Telefon) (täglich 15–30 Min) ≈ 7 h
- Steuern & Behörden (UStVA, Kassenbuch, Jahresabschluss hochgerechnet) ≈ 5 h/Monat
Zusammen wären das schon über 30 Stunden im Monat – und das ist ein konservatives Beispiel. In der Realität kommen oft noch Kleinkram dazu (Reklamationen, Mahnungen, Kassennachträge etc.), der unbemerkt Zeit kostet.
Kurzum: Büroarbeit kann schnell einen ganzen Tag pro Woche und mehr füllen. Das ist aber kein Einzelschicksal – viele Handwerker erleben es genauso. Selbst wenn du am liebsten nur auf der Baustelle stehst, musst du zumindest regelmäßig diese Zeiten einplanen. Da verwundert es nicht, dass laut Umfrage viele Betriebe einen bürokratiefreien Handwerksalltag nur noch für eine Illusion halten.
Effizient den Papierkram meistern
Trotzdem kannst du die Büroarbeit in den Griff bekommen – mit ein paar Tricks und digitalen Helfern. Hier einige Strategien:
- Softwarelösungen nutzen: Moderne Handwerkersoftware und Cloud-Tools können unheimlich viel Arbeit abnehmen. Ein gutes CRM/Büroprogramm füllt Adressen automatisch aus, erstellt Angebote und Rechnungen per Knopfdruck und organisiert deine Aufträge zentral. Eine CRM-Software zum Beispiel übernimmt Kundenanschrift und Projektdaten automatisch in dein Dokument. So musst du wichtige Infos nicht jedes Mal von Hand eintippen. Integrierte Apps ermöglichen sogar das Unterschreiben direkt auf der Baustelle – digital und zeitsparend.
- Standardisierung & Vorlagen: Lege Vorlagen für deine Angebote, Rechnungen, Emails und Aufträge an. Ein Muster-Angebot mit Platzhaltern sparst du ab und passt nur die Zahlen an. E-Mail-Antworten auf häufige Anfragen können gekürzt und kopiert werden. Diese Automatisierung vermeidet händische Wiederholungen und senkt Fehler.
- Regelmäßige Bürozeiten: Plane feste Zeiten im Kalender ein, in denen du dich nur dem Papierkram widmest – zum Beispiel jeden Freitagvormittag oder zwei Abende pro Woche. So entsteht kein großes Rückstaulos. Multitasking beim Kundentermin führt eher zu Fehlern. Wenn du klare “Bürozeit” abgrenzst, behältst du den Überblick.
- Digitale Bestellungen: Nutze Apps von Großhändlern und Baumärkten für die Materialbestellung. Oft kannst du mit dem Smartphone Barcodes scannen und Nachschub direkt ordern. Dadurch vermeidest du lästiges Katalogblättern oder extra Bürobesuche. Plan auch Lieferzyklen (z. B. jeden Dienstag bestellen), damit es reibungsloser läuft.
- Online-Behörde: Melde dich für Elster, BAFA und andere Onlineportale an. Elektronische Steuermeldungen und behördliche Formulare sparen Papier und Wege. Dabei bestätigt eine ZDH-Umfrage: 68 % der Betriebe, die digital mit Behörden kommunizieren, empfinden das als Entlastung. Wenn du die Online-Werkzeuge nutzt (z.B. ELSTER-Online für UStVA), laufen einige Aufgaben automatisch und du musst nicht mehr zur Behörde fahren.
- Delegieren und Outsourcen: Ziehe auch externe Hilfe in Betracht. Wenn es dein Budget zulässt, kann eine Teilzeit-Bürokraft oder ein externer Buchhalter einen Großteil der Routineaufgaben übernehmen. Alternativ verschaff dir Unterstützung durch einen Steuerberater für Jahresabschluss und Steuertipps. Klar, das kostet zwar Geld, spart aber im Endeffekt Zeit und Nerven.
- Papierlos arbeiten: Scanne Belege direkt mit dem Handy (Apps wie DATEV) und lege sie digital ab. Vermeide Papierberge in der Werkstatt – digitale Dokumente lassen sich leichter durchsuchen und weiterleiten. So minimierst du Suchaufwand.
Mit diesen Strategien lässt sich der Aufwand deutlich reduzieren. Studien bestätigen: Durch passende Software und Workflows sparst du viel Zeit. Wichtig ist eine durchdachte Kombination aus Planung, digitalen Helfern und klaren Abläufen.
Fazit: Büroarbeit bleibt ein notwendiges Übel im Handwerk, aber sie muss nicht überhandnehmen. Plane den Papierkram realistisch als Teil deiner Woche ein (häufig ist ein Tag pro Woche nötig), nutze digitale Werkzeuge und Routinen, und delegiere, wo es geht. So behältst du deine Zeit im Griff – damit du dich auf das konzentrieren kannst, was du am besten kannst: dein Handwerk.
Quellen: Recherchen und Studien (u. a. KfW-Mittelstandspanel, ZDH-Umfrage)zdh.de; handwerk.com
Bild: istock.com/BartekSzewczyk