Deine Handwerks-OHG: Gemeinsam stark – auch in Sachen Haftung

Die Gründung einer OHG (Offene Handelsgesellschaft) als Handwerksbetrieb ist ein großer Schritt in die Selbstständigkeit. In diesem Beitrag zeige ich dir ausführlich, wie du deine OHG gründest, worauf du in der Geschäftsplanung achten musst und welche Besonderheiten es bei der Haftung gibt.

Eine OHG ist ein Zusammenschluss von mindestens zwei Gesellschaftern, die einen gemeinsamen Zweck verfolgen, nämlich den Betrieb eines Handelsgewerbes unter einer gemeinschaftlichen Firma, ohne Haftungsbeschränkung gegenüber den Gläubigern.

Gesellschafter können inländische und ausländische natürliche oder juristische Personen sowie Personengesellschaften sein, nicht jedoch eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).

Die OHG ist eine Personenhandelsgesellschaft, bei der – anders als bei einer Kapitalgesellschaft – nicht die Einbringung des Kapitals im Vordergrund steht, sondern der persönliche Einsatz der Gesellschafter. Diese setzen in der Regel ihre eigene Arbeitskraft ein, woraus sich eine gewisse persönliche Verbundenheit zum Unternehmen ergibt.


1. Von der Idee zur Umsetzung

Geschäftsidee und Konzept

Bevor du den Gründungsprozess startest, solltest du deine Geschäftsidee klar definieren:

  • Handwerksleistung: Überlege, welches spezifische Handwerk du anbietest und was dein Alleinstellungsmerkmal ist.
  • Zielgruppe: Analysiere, welche Kunden du ansprechen möchtest und welche Region für deinen Betrieb optimal ist.
  • Geschäftsplan: Erstelle einen detaillierten Businessplan, der Marktanalysen, Finanzierungsstrategien, Marketingkonzepte und deine Wachstumsziele umfasst.

Partner finden

Bei der OHG gründest du den Betrieb mit mindestens einem weiteren Gesellschafter. Daher ist es wichtig, den passenden Partner zu finden:

  • Komplementäre Fähigkeiten: Suche nach Partnern, die deine Fähigkeiten ergänzen, sei es in handwerklicher Expertise, betriebswirtschaftlichem Know-how oder im Kundenmanagement.
  • Vertrauensbasis: In einer OHG ist das Vertrauen zwischen den Gesellschaftern essenziell, da Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.

2. Rechtliche Grundlagen der OHG

Gesellschaftsvertrag

Er ist formfrei möglich, sollte zweckmäßigerweise aber schriftlich verfasst werden. Auch wenn ein schriftlicher Gesellschaftsvertrag gesetzlich nicht zwingend erforderlich ist, ist dessen Erstellung dringend zu empfehlen. Im Vertrag sollten unter anderem folgende Punkte geregelt werden:

  • Gesellschafteranteile und Einlagen: Lege fest, welche Beiträge (Geld, Sachwerte oder Arbeitsleistung) jeder Partner in die OHG einbringt.
  • Gewinn- und Verlustverteilung: Bestimme, wie die Gewinne und eventuelle Verluste unter den Gesellschaftern verteilt werden.
  • Vertretungsbefugnis: Kläre, wer die Gesellschaft nach außen vertritt und in welchem Umfang Entscheidungen gemeinsam getroffen werden müssen.

Eintragung ins Handelsregister

Die OHG muss ins Handelsregister eingetragen werden. Diese Registrierung bringt Transparenz und gibt deinem Betrieb die offizielle Rechtsform, die auch bei Geschäftspartnern Vertrauen schafft.

Die Firma ist der Name eines Unternehmens, mit dem es im Rechts- und Geschäftsverkehr auftritt (§ 17 Absatz 1 HGB) und im Handelsregister eingetragen ist. Die Firma der OHG kann den Familiennamen eines Gesellschafters, Phantasiezusätze oder Sachzusätze enthalten, solange sie Unterscheidungskraft und damit Namensfunktion besitzt. Sie kann auch als Kombination dieser Elemente gebildet werden. Die Rechtsform „offene Handelsgesellschaft“ oder die Abkürzung „OHG“ muss stets angegeben werden, da nur so die Gesellschafts- und Haftungsverhältnisse offen gelegt werden können.


3. Betriebsorganisation und Finanzierung

Interne Strukturen

Überlege dir genau, wie du den Handwerksbetrieb organisieren möchtest:

  • Aufgabenverteilung: Definiere klar, wer für welchen Bereich zuständig ist – von der Werkstatt über die Verwaltung bis hin zum Vertrieb.
  • Arbeitsprozesse: Etabliere effiziente Arbeitsabläufe, um die Qualität der handwerklichen Arbeit zu sichern und den Kundenservice zu optimieren.

Finanzierung und Fördermittel

Die finanzielle Absicherung des Betriebs ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor:

  • Eigenkapital und Kredite: Prüfe, wie viel Eigenkapital du und deine Gesellschafter einbringen könnt und ob externe Finanzierung über Kredite oder Förderprogramme notwendig ist.
  • Fördermöglichkeiten: Informiere dich über regionale oder branchenspezifische Fördermittel, die speziell für Handwerksbetriebe angeboten werden.

Die Gründung der Personenhandelsgesellschaft ist nicht von einem bestimmten Mindestkapital abhängig.


4. Haftung in der OHG

Unbeschränkte persönliche Haftung

Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen der OHG und Kapitalgesellschaften wie der GmbH ist die Haftung:

  • Haftung aller Gesellschafter: In einer OHG haften alle Gesellschafter unbeschränkt, das heißt, nicht nur mit der Einlage, sondern auch mit ihrem persönlichen Vermögen.
  • Gesamtschuldnerische Haftung: Jeder Gesellschafter kann für die gesamten Verbindlichkeiten der Gesellschaft herangezogen werden. Dies bedeutet, dass im Falle von finanziellen Schwierigkeiten oder Fehlentscheidungen eines Partners alle gemeinsam haften.

Risikomanagement und Absicherungen

Um das persönliche Haftungsrisiko zu minimieren, solltest du folgende Maßnahmen in Betracht ziehen:

  • Klare vertragliche Regelungen: Vereinbare im Gesellschaftsvertrag auch Regelungen für den Fall von Streitigkeiten oder finanziellen Problemen, um im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben.
  • Haftpflichtversicherungen: Schließe betriebliche Haftpflichtversicherungen ab, die Schäden abdecken, die im Rahmen der handwerklichen Tätigkeit entstehen könnten.
  • Risikostreuung: Versuche, die Risiken durch eine breite Aufstellung im Markt und durch Diversifizierung deiner Auftragslage zu minimieren.


5. Marketing und Kundenakquise

Aufbau einer starken Marke

Ein einprägsames Erscheinungsbild hilft dabei, deinen Betrieb von der Konkurrenz abzuheben:

  • Corporate Identity: Entwickle ein einheitliches Erscheinungsbild, das deinen Handwerksbetrieb repräsentiert – von Logo über Farbkonzept bis zu deiner Geschäftsausstattung. Wir unterstützen dich hierbei mit dem Gründerpaket.
  • Online-Präsenz: Eine professionelle Website sowie aktive Social-Media-Kanäle sind essentiell, um potenzielle Kunden zu erreichen. Besonders bei lokalen Handwerksbetrieben kann eine gezielte regionale Suchmaschinenoptimierung (SEO) den Erfolg entscheidend beeinflussen.

Netzwerken und lokale Kooperationen

Im Handwerk ist persönlicher Kontakt oft der Schlüssel zum Erfolg:

  • Messen und Veranstaltungen: Präsentiere deinen Betrieb auf regionalen Messen und Handwerksveranstaltungen, um neue Kunden zu gewinnen und Kooperationen zu etablieren.
  • Kooperationen: Arbeite mit anderen Handwerksbetrieben, Zulieferern und lokalen Unternehmen zusammen, um Synergien zu nutzen und deinen Kundenkreis zu erweitern.

6. Fazit: Dein Weg zur erfolgreichen Handwerks-OHG

Die Gründung einer OHG als Handwerksbetrieb ist ein vielversprechender, aber auch herausfordernder Schritt. Du profitierst von der gemeinsamen Expertise und der persönlichen Verantwortung deiner Gesellschafter, musst aber auch die unbeschränkte Haftung immer im Blick behalten. Mit einer klaren Geschäftsidee, einem durchdachten Plan und einer guten Vorbereitung kannst du die Risiken minimieren und deinen Betrieb nachhaltig erfolgreich führen. Gehe Schritt für Schritt vor, suche dir die passenden Partner und Experten an deiner Seite und bleibe flexibel, um auf Veränderungen im Markt zu reagieren.

Viel Erfolg auf deinem Weg in die Selbstständigkeit – deine Handwerks-OHG wartet darauf, gemeinsam mit dir Großes zu erreichen!

Bild: istock.com/Minerva Studio

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