Die Gründung eines Abrissunternehmens ist eine interessante Möglichkeit, in der Baubranche tätig zu werden. Abrissarbeiten sind ein essenzieller Bestandteil vieler Bauprojekte, da sie Platz für Neubauten schaffen oder veraltete Strukturen entfernen. Der folgende Leitfaden erläutert die wichtigsten Aspekte einer Unternehmensgründung in diesem Bereich, einschließlich rechtlicher Anforderungen, Kosten, persönlicher Eignung und organisatorischer Schritte.
Inhaltsverzeichnis
1. Rechtliche Aspekte
Gewerbeanmeldung
- Ein Abrissunternehmen fällt in Deutschland unter das Baugewerbe. Eine Gewerbeanmeldung beim zuständigen Gewerbeamt ist erforderlich.
- Die Eintragung in die Handwerksrolle ist notwendig, wenn Tätigkeiten ausgeführt werden, die der Handwerksordnung unterliegen (z. B. Betonbearbeitung, Spezialabbrüche).
Erlaubnisse und Genehmigungen
- Abbruchgenehmigung: In vielen Fällen ist für Abrissarbeiten eine behördliche Genehmigung erforderlich, die vom Bauherrn beantragt werden muss. Das Unternehmen sollte sicherstellen, dass diese vorliegt.
- Umgang mit gefährlichen Stoffen: Wenn Arbeiten mit Schadstoffen wie Asbest durchgeführt werden, sind spezielle Qualifikationen und Zertifikate (z. B. TRGS 519 für Asbest) erforderlich, sowie Schutzmaßnahmen bei den Arbeiten.
- Baustellenverordnung: Arbeitsschutzmaßnahmen und Sicherheitspläne müssen gemäß der Baustellenverordnung (BaustellV) eingehalten werden.
Versicherungen
- Betriebshaftpflichtversicherung: Schutz vor Schadensersatzforderungen Dritter.
- Berufshaftpflichtversicherung: Für größere Bauprojekte.
- Unfallversicherung: Anmeldung der Mitarbeiter bei der Berufsgenossenschaft Bau (BG Bau).
- Inhaltsversicherung: Für Schäden, die an der Büroeinrichtung oder Betriebsausstattung entstehen
- Ertragsausfallversicherung: Versicherung für finanzielle Folgen der Betriebsunterbrechung
- Rechtsschutzversicherung: Schutz im rechtlichen Streitfall
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Versicherung, die greift, wenn man aus gesundheitlichen Gründen weder im erlernten noch in einem zumutbaren Beruf weiterarbeiten kann
- Fahrzeugversicherungen: Versichert die Fahrzeuge bei Schäden
Umweltrecht
- Entsorgung von Bau- und Abbruchabfällen muss gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz erfolgen.
- Nachweis über die ordnungsgemäße Entsorgung gefährlicher Stoffe ist notwendig.
Steuerliche Aspekte
- Anmeldung beim Finanzamt für die Vergabe einer Steuernummer.
- Umsatzsteuerpflicht (in der Regel 19 %).
- Buchhaltungs- und Dokumentationspflichten, insbesondere bei größeren Projekten.
2. Kosten bei der Gründung
Einmalige Kosten
- Gewerbeanmeldung: Ca. 20–50 €.
- Fahrzeuge und Maschinen: Kosten für Abbruchbagger, Lkw, Werkzeuge (z. B. Abbruchhämmer, Schneidgeräte). Gesamtkosten: Ab ca. 100.000 € (neu) oder 30.000–50.000 € (gebraucht).
- Schulungen und Zertifikate: Kosten für Asbestschulungen oder andere Spezialqualifikationen: Ca. 500–2.000 € pro Kurs/Mitarbeiter.
- Gründungskosten: Kosten für Beratung, Businessplan und rechtliche Unterstützung: Ca. 1.000–3.000 €. Wir unterstützen Dich mit dem Gründerpaket.
Laufende Kosten
- Versicherungen: Betriebshaftpflicht (ca. 1.500–3.000 € jährlich), Unfallversicherung, Inhaltsversicherung, Ertragsausfallversicherung, Rechtsschutzversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung und Fahrzeugversicherungen sind kostenintensiv.
- Personal: Gehälter von Fachkräften. Durchschnittlich 2.500–4.000 € pro Mitarbeiter (brutto), sowie passende Schutz- und Arbeitskleidung ca. 100,00 €/Monat.
- Wartung und Betrieb von Maschinen: Kraftstoff, Reparaturen und Ersatzteile, TÜV. Monatlich ca. 1.000–3.000 €.
- Entsorgungskosten: Gebühren für die Entsorgung von Abbruchmaterial. Variiert je nach Materialart und Menge. Erhöhte Kosten bei Gefahrstoffen!
3. Persönliche Eignung
Fachliche Qualifikationen
- Erfahrung im Bauwesen, insbesondere im Bereich Abriss und Entsorgung.
- Kenntnisse, Befugnisse, Scheine für die Bedienung von Maschinen wie Baggern und Kränen.
- Fachwissen im Umgang mit gefährlichen Stoffen, z. B. Asbest oder PCB.
Persönliche Eigenschaften
- Belastbarkeit: Abrissarbeiten sind körperlich anstrengend und oft mit langen Arbeitszeiten verbunden.
- Organisationstalent: Planung von Projekten, Personal und Maschinen ist essenziell.
- Teamfähigkeit: Gute Führungskompetenzen für die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und Auftraggebern.
- Risikobewusstsein: Sicherheitsvorschriften müssen stets eingehalten werden, um Unfälle zu vermeiden.
4. Geschäftsplanung und Organisation
Marktanalyse
- Zielgruppe: Privatpersonen, Bauunternehmen, öffentliche Institutionen.
- Konkurrenzanalyse: Ermittlung regionaler Mitbewerber und deren Dienstleistungen.
- Marktlücken: Spezialisierung auf spezielle Abrissarbeiten, z. B. Gebäude mit Schadstoffbelastung.
Dienstleistungsangebot
- Standard-Abriss: Einfamilienhäuser, kleinere Gebäude.
- Spezialabriss: Industrieanlagen, schadstoffbelastete Objekte.
- Rückbau und Recycling: Wiederverwendung von Abbruchmaterialien.
- Entkernung: Vorbereitung von Gebäuden für Renovierungen.
Preiskalkulation
- Abrissarbeiten werden meist pauschal oder pro Quadratmeter abgerechnet. Durchschnittliche Preise liegen zwischen 25–50 €/m², abhängig von der Komplexität des Projekts.
- Kostenfaktoren: Aufwand, Maschinen, Personal, Entsorgung und Materialtrennung.
Marketing und Kundengewinnung
- Professionelle Website mit Referenzen und Leistungen. Wir unterstützen Dich beim erstellen Deiner Website!
- Netzwerke in der Baubranche: Kooperationen mit Architekten, Bauunternehmen und Behörden.
- Lokale Werbung: Anzeigen in Zeitungen, Branchenbücher, Flyer.
- Online-Marketing: Eintrag in Branchenverzeichnisse, Social Media. Eine professionelle Website, ein Logo und gute Sichtbarkeit bei Suchmaschinen (SEO) sind unverzichtbar. Unterstützung bietet Dir hier unser Gründerpaket.
- Kundenakquise: Den ersten Kundenstamm aufbauen kann sehr langwierig und mühsam sein. Handwerkerportale wie z.B. blauarbeit.de können Dir helfen, Deine ersten Aufträge zu generieren. Für Gründer gibt es exklusiv dieses Angebot.
5. Rechtliche Anforderungen beim Einsatz von Mitarbeitern
Arbeitsverträge
- Schriftliche Verträge mit klaren Regelungen zu Arbeitszeiten, Vergütung und Aufgaben.
- Tarife und Arbeitsrecht der Bauwirtschaft beachten.
Arbeitsschutz
- Bereitstellung von Schutzkleidung und Sicherheitsausrüstung.
- Schulungen zu Unfallvermeidung und Gefahrstoffen.
6. Chancen und Risiken
Chancen
- Hoher Bedarf: Abrissarbeiten sind in der Baubranche unverzichtbar.
- Vielfalt an Projekten: Vom Einfamilienhaus bis zum industriellen Rückbau.
- Nachhaltigkeit: Recycling von Baustoffen bietet zusätzliche Einnahmequellen.
Risiken
- Hoher Wettbewerb: Zahlreiche weitere Unternehmen sind bereits am Markt.
- Kapitalintensiv: Hohe Investitionen in Maschinen und Geräte.
- Unfallrisiken: Abrissarbeiten bergen ein hohes gesundheitliches Risiko für Mitarbeiter.
7. Finanzierung und Fördermöglichkeiten
Die Gründung eines Abrissunternehmens ist vergleichsweise teuer. Neben Eigenkapital können folgende Fördermöglichkeiten helfen:
- Existenzgründungsdarlehen: Banken wie die KfW bieten zinsgünstige Kredite.
- Förderprogramme der Handwerkskammern: Zuschüsse oder Beratung für Neugründungen.
Fazit
Die Gründung eines Abrissunternehmens ist mit erheblichen Herausforderungen und Kosten, aber auch mit großen Chancen verbunden. Mit fundierten Kenntnissen im Bauwesen, einer sorgfältigen Planung und der Einhaltung aller rechtlichen Anforderungen kann ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut werden.
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