Die Betriebsnachfolge ist ein entscheidender Prozess im Handwerk, der sorgfältig geplant werden muss, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Insbesondere angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Anzahl an Unternehmern, die in den Ruhestand gehen, ist die Nachfolgeregelung heute ein zentrales Thema. Hier erhältst Du einen Überblick über die wichtigsten Aspekte, aktuelle Neuerungen und hilfreiche Tipps.
Inhalt
Warum ist die Nachfolgeregelung so wichtig?
Mindestens 125.000 Handwerksbetriebe werden in den kommenden fünf Jahren Nachfolger suchen. Viele dieser Betriebe sind stark von ihren Inhabern abhängig, wodurch der Übergang an neue Führungspersönlichkeiten anspruchsvoll wird. Eine gut organisierte Nachfolge schützt nicht nur die wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens, sondern bewahrt auch Arbeitsplätze und sorgt für den Erhalt des Fachwissens.
Frühzeitige Planung
Die Planung sollte mindestens drei bis fünf Jahre vor dem geplanten Übergabetermin beginnen. Das schafft Zeit für:
- Die Suche nach einem qualifizierten Nachfolger.
- Die Klärung steuerlicher und rechtlicher Fragen.
- Investitionen, die den Betrieb attraktiver für Übernehmer machen.
Ein professionell geführtes Unternehmen mit soliden Umsätzen und moderner Ausstattung erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Übergang.
Optionen für die Nachfolge
- Familieninterne Nachfolge: Eine gängige Option, die jedoch rechtzeitig vorbereitet werden muss, etwa durch Einbindung in die Betriebsleitung und Weiterbildung der Nachfolger.
- Interne Nachfolge: Mitarbeiter können als Nachfolger in Frage kommen, da sie mit den Betriebsabläufen vertraut sind.
- Externe Nachfolge: Wenn keine internen Lösungen möglich sind, können einschlägige Plattformen oder die Datenbanken der Handwerkskammern helfen, geeignete Kandidaten zu finden.
Finanzierung und Fördermöglichkeiten
Oft sind finanzielle Fragen ein Hindernis. Fördermittel wie der ERP-Gründerkredit oder Zuschüsse der KfW können helfen. Auch eine Steueroptimierung während der Übergabephase ist entscheidend.
Neue Herausforderungen und Entwicklungen
- Demografischer Wandel: Der Anteil der potenziellen Nachfolger sinkt. Gleichzeitig steigt der Altersdurchschnitt der Inhaber.
- Digitalisierung: Unternehmen, die digital gut aufgestellt sind, haben bessere Chancen, attraktive Nachfolgekandidaten zu finden.
- Steuerliche Neuerungen: Es gibt verschiedene steuerliche Erleichterungen für Betriebsübergaben, die von den neuen Regelungen des Jahressteuergesetzes 2024 beeinflusst werden.
Jahressteuergesetz 2024 und Nachfolge
1. Steuerfreibeträge bei der Übertragung von Betriebsvermögen
- Bis 2023: Freibetrag für die Schenkung oder Vererbung von Betriebsvermögen lag bei bis zu 150.000 Euro.
- Ab 2024: Der Freibetrag wurde auf 200.000 Euro angehoben, um den steigenden Betriebswerten und Inflationseffekten Rechnung zu tragen.
- Ziel: Übergaben innerhalb der Familie werden steuerlich entlastet.
2. Verschärfung der Behaltensfristen
- Die Behaltensfrist für übertragenes Betriebsvermögen (Mindestzeit, in der der Betrieb weitergeführt werden muss, um Steuervergünstigungen zu behalten) bleibt bestehen, wurde aber durch zusätzliche Flexibilisierungen ergänzt:
- Option für verkürzte Fristen: Für kleinere Betriebe unter 10 Beschäftigten gilt eine verkürzte Frist von 3 Jahren statt bisher 5 Jahre.
3. Anpassung der Steuerklassen
- Betriebsübergaben zwischen nahen Verwandten (z. B. Kindern, Enkeln) profitieren von günstigeren Steuersätzen innerhalb der Erbschaft- und Schenkungssteuerklassen I und II.
- Neue Staffelungen: Der Spitzensteuersatz wird für Betriebsvermögen bis zu einem Wert von 1 Million Euro abgesenkt.
4. Übertragung durch Mitarbeiterbeteiligung
- Mitarbeiter, die einen Betrieb übernehmen, können seit 2024 von vereinfachten Bewertungsregelungen profitieren:
- Steuerliche Bewertung erfolgt zum Ertragswert anstelle des Verkehrswerts, wenn eine Weiterführung für mindestens 5 Jahre garantiert wird.
- Mitarbeiterbeteiligungen werden steuerlich begünstigt.
5. Sonderabschreibungen
- Nachfolger können Sonderabschreibungen von bis zu 50 % für Investitionen innerhalb der ersten drei Jahre nach Übernahme geltend machen.
- Zweck: Unterstützung von Investitionen in Modernisierungen oder digitale Transformation nach der Übernahme.
6. Liquidationsbesteuerung
- Wenn der Betrieb liquidiert wird, statt einen Nachfolger zu finden, gelten erleichterte Besteuerungsregelungen:
- Absenkung des Steuersatzes bei der Auflösung von Einzelunternehmen oder Personengesellschaften.
- Möglichkeit der Steuerstundung bei der Veräußerung von Vermögenswerten.
7. Vereinfachungen bei der Grunderwerbsteuer
- Übertragungen von betrieblich genutzten Immobilien sind unter bestimmten Voraussetzungen von der Grunderwerbsteuer befreit.
- Beispiel: Innerhalb der Familie oder bei einer Neugründung durch Nachfolger.
Formelle Schritte
Die Nachfolge sollte in Zusammenarbeit mit einem Steuerberater und Anwalt strukturiert werden:
- Erstellung eines Nachfolgeplans.
- Prüfung bestehender Verträge und Anpassung an neue Inhaber.
- Festlegung des Übergabepreises, der für beide Seiten akzeptabel ist.
Unterstützung durch die Handwerkskammer
Die Handwerkskammern bieten umfangreiche Beratungen an, die teilweise durch das Bundesministerium für Wirtschaft gefördert werden. Diese Hilfen umfassen rechtliche, steuerliche und organisatorische Aspekte.
Fazit
Eine durchdachte und langfristig geplante Betriebsnachfolge sichert den Fortbestand eines Unternehmens. Informiere Dich frühzeitig, nutze Beratungsangebote und behalte steuerliche sowie rechtliche Änderungen im Blick. Wer weiß, vielleicht bist Du schon der nächste Nachfolger?
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